Meine Freunde sind häufig über die Menge, aber auch über die Vielfalt der von mir betriebenen Projekte verwundert. Mag sein, dass bei manchen hinter der Verwunderung auch etwas Bewunderung steckt.
Viel mehr erlebe ich aber ein ehrliches Besorgtsein um meine Gesundheit, meine Familie sowie die Grenze meiner Belastung. Dies aus zweierlei Gründen: zum einen aus Gründen der addierten, mutmaßlichen, zeitlichen Inanspruchnahme (die allerdings niemand wirklich beurteilen kann). Zum anderen aber auch auf Grund der Vielfalt aus Beruf, Familie, Kinder, Ehrenamt, gesellschaftlichem Engagement, (für eine Zeit) Hausbau etc.
Nach meinem Verständnis habe ich NICHT ein berufliches Leben, ein familiäres Leben, ein privates Leben und ein ehrenamtliches Leben sondern ich habe EIN Leben. Dies gilt es zu gestalten – durchaus mit den verschiedenen „Lebenshüten“. Nach der reinen Lehre ist ein durchschnittlich begabter Mensch in der Lage max. acht dieser Lebenshüte zu jonglieren. Je nach dem was man zusammen fasst, komme ich da heran, aber nicht darüber. Soweit so normal. Die zwanghafte Trennung der „Leben“ in Zeitbudgets (z.B. auch in Arbeitszeitbudgets von täglich acht starren Stunden) würde mich krank machen. Ich möchte mein EINES Leben mit all den beruflichen, familiären, ehrenamtlichen und privaten Herausforderungen gestalten.
Neben der beschriebenen Haltung ist ein „innerer Prioritätenkompass“ (quasi eine zweite Haltung) notwendig. Dies deshalb, da neben der Haltung der inklusiven Lebensweise die jeweiligen Lebensbereiche auch ihre individuelle Aufmerksamkeit fordern. Dabei ist die Zeit regelmäßig knapp – häufig zu knapp. Die Prioritäten aber weitestgehend zu bedienen und nicht einen Lebenshut auf Dauer hinten anzustellen ist eine gestalterische Herausforderung, die nur mit einem solchen, inneren Prioritätenkompass gelingen kann.
Bei mir fällt regelmäßig der Lebenshut „Sport/Bewegung“ (zum Zwecke der körperlichen Gesunderhaltung) hinten runter. Monatliche Fitnessstudiobeiträge haben mich in der Vergangenheit auf Dauer nicht zu einer größeren Regelmäßigkeit veranlasst. Auch das „einfache, morgentliche Losjoggen“ auf Dauer nicht. Das ärgert mich. Gleichzeitig gebe ich nicht auf: ich überlege mir neue Herangehensweisen, wie mir das künftig besser gelingen könnte. Z.B.: mit dem Fahrrad, statt mit dem Auto zu Jenaer Terminen zu fahren. Habe ich noch nicht gemacht – wäre künftig aber eine Möglichkeit.
Für mich ist es wichtig, dass (temporäre) Defizite in der Beachtung einzelner Lebenshüte nicht zur einem „Rückfall“ in „zeitbudgetierte Aufteilungen“ führen.
Damit die knappe Zeit für die Vielzahl der Lebensbereiche einigermaßen ausreicht sind für mich drei Dinge wichtig:
Bei aller Selbstreflektion und persönlichen Zeiteffizient gibt es ein „zu viel“. Für mich ist ein deutliches Zeichen einer zeitlichen oder / und inhaltlichen Überforderung, wenn dauerhaft ein oder mehrere Lebenshüte vernachlässigt werden. Dies habe ich mir bei meinem beschriebenen Sportbeispiel auch schon überlegt, bin aber darauf gekommen, dass es dabei eher der innere Schweinehund wie die tatsächliche (zeitliche und kräftemäßige) Möglichkeit ist. Deshalb: kein Alarmsignal – aber: im Auge zu behalten.
Die beschriebenen Haltungen und Techniken sind meine Notwendigkeit, die verschiedensten Projekte meines Lebens, mit denen ich mich beschäftigten will, zu bedienen. Zusammengefasst geht es darum sein EINES Leben aktiv zu gestalten. Also: zu agieren, nicht zu reagieren. Dazu möge dieser Text ermutigen.
David Hirsch
arbeitet bundesweit als Unternehmensberater in den Bereichen Strategie, Organisation, Personal und Management. Jahrgang 1973, verheiratet, 3 Kinder, lebt in Jena
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